Oberärztin informierte über Palliativ-Versorgung
Vortrag und Klangschalen-Spende bei der Mitgliederversammlung des Fördervereines des Ökumenischen Hospizdienstes
Bruchsal (cvr). In Baden-Württemberg sterben jährlich zirka 94.000 Menschen – die meisten davon möchten zuhause sterben, doch die Realität sieht anders aus: fast 70 Prozent sterben in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Hospizen. Eigentlich sieht der Gesetzgeber schon seit vier Jahren vor, dass Patienten, die unheilbar krank sind, auch ambulant palliativmedizinisch versorgt werden müssen. Doch erst seit dem letzten Herbst ist Palliativ-Medizin (laut Weltgesundheitsorganisation „ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Angehörigen“) überhaupt Bestandteil der ärztlichen Ausbildung. Diese interessanten Fakten erläuterte Oberärztin Dr. Martina Grzenkowski, von der Bruchsaler Fürst Stirum Klinik, den Zuhörern bei ihrem Vortrag über die „Palliativmedizinische Versorgung Schwerkranker“ im Rahmen der Mitgliederversammlung des Fördervereins des Ökumenischen Hospizdienstes (FÖHD) am Donnerstag.
Fast 50 Zuhörer konnten sich so über die Fakten zur Palliativmedizin, die lange als „letzter Ausweg, wenn nichts mehr geht“ gesehen wurde, informieren. „Die palliativmedizinische Versorgung sollte im Idealfall schon frühzeitig im Krankheitsfall zur Anwendung komme, sie beginnt eigentlich mit der Diagnose,“ so die Palliativmedizinerin, die auf darauf hinweist, dass 90 Prozent der Patienten auf deutschen Palliativstationen an Krebs erkrankt sind.
Die intensive Betreuung der Patienten und vor allem der ganzheitliche Ansatz setze ein dichtes Versorgungsnetzwerk voraus, das auch entsprechend koordiniert werden muss. Hier sei es notwendig, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu steigern und die Menschen zu sensibilisieren. Patienten in Bruchsal hätten zum Beispiel die Möglichkeit auf die Palliativstation an der Rechbergklinik in Bretten verlegt zu werden. Sibylle Hauche, Stellvertretende Vorsitzende des FÖHD, wies darauf hin, dass die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen des Ökumenischen Hospizdienstes (ÖHD) als Teil ihrer Ausbildung dort ein Praktikum absolvieren.
Als Anerkennung dieser Verbindung überreichte FÖHD-Vorsitzender Peter Hummel dem Palliativstation-Förderverein „Pelikan“ aus Bretten ein Klangschalenset, das in der Therapie schwerstkranker Menschen in Bretten eingesetzt werden kann. Musiktherapeutin Evangelia-Ioanna Ferti demonstrierte das Klangschalenset und erklärte die beruhigende, tröstende oder entspannende Wirkung auf die Patienten. Pelikan-Vorsitzende Ingrid Reinacher bedankte sich für diese wichtige Bereicherung der Station.
Bei der Mitgliederversammlung im Anschluss konnten Peter Hummel und Schatzmeisterin Gisela Goos über ein positives Vereinsjahr des 247 Mitglieder zählenden Vereins berichten. Beirätin Ulrike Kuhlmey erklärte die derzeit notwendige Überarbeitung der in die Jahre gekommenen Vereinssatzung und Kassenprüfer Dieter Elschner beantragte die Entlastung der Schatzmeisterin, der er eine „tadellose Kassenführung“ bescheinigte. ÖHD-Leiterin Claudia Schäfer-Bolz berichtete, dass die beiden hauptamtlichen und 27 ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen im letzten Jahr 45 sterbende Menschen begleitet haben, sowohl junge Eltern als auch hochbetagte Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Trauerbegleitung der Hinterbliebenen. Mit einem Hinweis auf die zahlreichen weiteren Termine des FÖHD sowie ein kurzes Grußwort von Günter Kluge, der im Namen der beiden ÖHD-Träger Diakonie und Caritas seinen Dank an die Mitglieder und Vorstandschaft des FÖHD für die gute Unterstützung und Zusammenarbeit richtete, endete die Versammlung.
Evangelia-Ioanna Ferti (links), Musiktherapeutin auf der Palliativstation der Rechbergklinik in Bretten, demonstriert die beruhigenden Schwingungen und Töne der Klangschale. Bei der Mitgliederversammlung des FÖHD wurde das gespendete Klangschalenset an den Brettener Förderverein Pelikan überreicht.